Die Chronik nach Jahren
1818
Baden erhält die erste Verfassung auf deutschem Boden und wird konstitutionelle Monarchie. In diesem denkwürdigen Jahr findet sich ein munteres Häuflein zusammen, um den Bürgern der Stadt mit ihrer Musik Freude zu bereiten.
Der erste Dirigent und wohl auch Gründer der heute bekannten "Stadtmusik" war Lehrer Knupfer, der aus der Stadtkasse für sämtliche Musiker 15 Gulden (fl.) erhielt. Diese dokumentierten Auszahlungen ziehen sich bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts hin.
1847
Die Stadtkapelle erhält ein Vereinsbanner, das die badischen Farben Gelb/Rot, einen Lorbeerkranz mit Stadtwappen und das Musikzeichen - ein Notenblatt mit gekreuzten Klarinettenn - trägt.
Da die Kapelle von Anfang an eine Einrichtung der Stadt war, wurde sie auch aus dem Gemeindesäckel unterstützt. Das beinhaltete die Bezahlung des Dirigenten, eine kleine Aufwendung für die Musiker sowie die Beschaffung und Unterhaltung der Instrumente. Gelegentlich hatte die Stadt natürlich auch gewisse Ausgaben für Reparaturen und manch schmerzlichen Verlust zu tragen, so z.B. das unerklärliche Verschwinden des Vereinsbanners und des im selben Zeitraum angeschafften Schellenbaumes, das nie so recht aufgeklärt werden konnte.
um 1855
Dirigent Brüstle, genannt "Harzweber" löst den ersten Dirigenten der Kapelle, Lehrer Knupfer, ab.
1855
Der nächste Dirigent, Georg Schmider - auch "Schmidjörg" genannt - wuchs zwar nicht mit der Musik auf, schien aber ein angeborenes Talent zu besitzen. Er wird für die nächsten 40 Jahre die Geschicke der Kapelle leiten. Unter seiner Leitung ist das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Geselligkeit im Verein ganz besonders ausgeprägt.
Ein Umstand, der sicherlich das seinige zur guten Kameradschaft in der damaligen Zeit beitug, war das Fehlen eines Proberaumes, so dass Proben und Zusammenkünfte immer im Hause des Dirigenten oder eines Musikers stattfanden. Es kann sich jeder vorstellen, dass dort nicht nur die Musik gepflegt wurde, sondern auch das leibliche Wohl der Musiker nicht zu kurz kam.
Erst später stellte die Gemeinde ein Zimmer im Schul- und Rathaus und danach in der Volksschule kostenlos zur Verfügung.
1858
Gewisse Umstände lassen es nötig erscheinen, die Vereinsangelegenheiten schriftlich zu regeln und das Verhältnis zwischen Stadt und Kapelle sowie zwischen den Musikern in Vereinsstatuten festzulegen.
Entsprechend den Statuten hatte die Stadt zwar die Kosten für Instrumente und Dirigenten zu tragen, im übrigen waren die Musiker sich selbst überlassen. Die Mitglieder hatten einen jährlichen Beitrag zu zahlen.
1894
Gustav Ecker übernimmt die Kapelle als Dirigent.
1902
Hermann Stehle wird neuer Dirigent der Kapelle.
1904
Siegfried Laun löst Hermann Stehle als Dirigent ab.
1908
Mit dem in Dienst getretenen neuen Dirigenten Oberlehrer Schwarzhans ändert sich einiges für die Mitglieder der Stadt- und Feuerwehrkapelle, die seit Gründung der Feuerwehr diesen Namen trägt.
Oberlehrer Schwarzhans sorgt für eine zeitgemässe Instrumentierung der Kapelle und passt die Organisation den sich ändernden Zeiten an. Unter seiner Leitung steigert sich das musikalische Niveau.
1910
Mit einer neuen Satzung vom 30.09.1910 bestimmt der Gemeinderat: "Die Stadtmusik ist keine private, sondern eine von dem hiesigen Gemeinderat erstellte städtische Einrichtung zu dem Zwecke, bei weltlichen und religiösen Feiern die übliche Festmusik zu leisten. Sie darf aber von Vereinen und privaten Personen in Anspruch genommen werden. Die Gemeinde stellt die notwendigen Instrumente, Musikalien, Geräte, das Übungszimmer mit Feuerung und Beleuchtung. Die Kosten hierfür werden alljährlich im Voranschlag eingestellt."
1921
Oberlehrer Schwarzhans legt aus gesundheitlichen Gründen den Taktstock nieder und Lehrer Schlecht leitet die Kapelle.
1925
Otto Hörsch übernimmt den Dirigentenstab. Unter seiner Leitung erlebt die Kapelle einen neuerlichen musikalischen Aufschwung. Sie tritt erstmals ausserhalb Hausachs Gemarkung zum Vergleich mit anderen Musikkapellen an.
1928
Das 110jährige Jubiläum der Kapelle ist das grösste Ereignis seit ihrer Gründung, nachdem das 100jährige wegen des 1. Weltkrieges nicht begangen werden konnte. Trotz krisengeschüttelter Zeiten feiern die Hausacher mit vielen Besuchern und Gastkapellen voller Begeisterung ihr Geburtstagskind.
1929
Ein weiterer Dirigentenwechsel steht an: Nikolaus Nehlig löst Otto Hörsch ab. Zu dieser Zeit ahnt niemand, dass der neue Dirigent über vier Jahrzehnte lang die musikalischen Geschicke der Kapelle lenken soll.
1939
Der 2. Weltkrieg stellt einen weiteren Einschnitt in der Geschichte der Stadtkapelle dar. Dirigent Nehlig wird zu einer Militärkapelle einberufen und auch die ersten Musiker werden zum Kriegsdienst herangezogen. Während dieser Zeit leitet der Haslacher Dirigent Otto Blank das verbliebene Häuflein. Doch ab 1942 ist endgültig kein Vereinsleben mehr möglich.
1945
Der Wiederbeginn 1945 ist nur mit Schwierigkeiten möglich, da der Krieg auch in Hausach grosse Lücken gerissen hat. Ohne Unterstützung von Chormeister Weiß und Stadtpfarrer Würth wäre es wohl nicht möglich gewesen, den Fortbestand der Kapelle zu sichern. Noch einmal nahm Oberlehrer Schwarzhans den Taktstock zur Hand und dirigierte die Hausacher Musiker bis er 1946 von Lambert Timmer abgelöst wurde.
1947
Nikolaus Nehlig kehrt aus der Kriegsgefangenschaft heim und übernimmt wieder die musikalische Leitung. Generationen von Musikern werden von ihm ausgebildet und bereits Anfang der 50er Jahre kann die Kapelle wieder in der Oberstufe spielen und bei Wertungsspielen gute Plätze belegen.
um 1950
Erstmals in der Geschichte der Kapelle wird eine Uniform angeschafft.
1963
Der geschäftsführende Vorsitzende Eugen Jehle gründet eine Jugendkapelle. Neben der Einzelausbildung durch Kapellmeister Nehlig hält Jehle mit den Jugendlichen Gesamtproben ab und organisiert kleinere Auftritte und Wanderungen.
1968
Eine gesunde und gut geführte Stadtkapelle Hausach begeht ihr 150jähriges Jubiläum. Die Stärke der Kapelle einschliesslich Dirigenten beträgt im Jubiläumsjahr 40 aktive Musiker. Die Festlichkeiten finden in der Zeit vom 12.07. - 15.07.1968 als grosses Verbandsmusikfest statt.
1969
Durch die Bürgermeisterwahl erhält die Kapelle einen neuen 1. Vorsitzenden - Bürgermeister Manfred Kienzle. Er setzt sich von Beginn an sehr für die Belange der Stadtkapelle ein. Heute ist Manfred Kienzle Ehrenvorsitzender der Stadtkapelle Hausach.
Den Gewinn aus dem 150jährigen Jubiläumsfest will die Kapelle der Stadt Hausach als Beitrag zum Bau eines Musikpavillons zur Verfügung stellen. Leider scheitert dieses Vorhaben an der Standortfrage und so benützt die Kapelle das Geld zur Anschaffung eines Noten- und Instrumentenschrankes.
1970
Anlässlich der Jahreshauptversammlung des Musikverbandes Kinzigtal nimmt Bürgermeister Kienzle vom Regierungspräsidenten die Pro-Musica-Plakette in Empfang, die erstmals an die Musikkapellen vergeben wurde, die 100 Jahre oder älter sind.
1973
Stadtkapellmeister Nikolaus Nehlig wird nach über 45 Jahren als Dirigent der Stadtkapelle aus seiner aktiven Tätigkeit verabschiedet und zum Ehrendirigenten ernannt.
Nachfolger von Nehlig wird Günter Keller, der nach einem abgeschlossenen Musikstudium die Kapelle übernimmt und die Jugenausbildung weiter ausbaut. Er leitet fortan auch die Jugendkapelle.
1979
Ausrichtung des Verbandskonzertes des Musikverbandes Kinzigtal
1980
Beteiligung am Wertungsspiel des Musikverbandes Kinzigtal in Steinach.
Ergebnis: 1. Rang mit Auszeichnung (Oberstufe)
1983
Beteiligung am Wertungsspiel des Musikverbandes Kinzigtal in Wolfach.
Ergebnis: 1.Rang (Oberstufe)
Dirigent Günter Keller übergibt den Taktstock nach 10jähriger Tätigkeit an Heinrich Krämer.
1985
Heinrich Krämer gibt seine Tätigkeit als Dirigent der Stadtkapelle auf. In Ermangelung eines Dirigenten stellt sich der ehemalige Geschäftsführer Eugen Jehle, der seit einigen Jahren den Musikverein Kinzigtal leitet, als Interims-Dirigent zur Verfügung, damit die Kapelle in Ruhe einen Dirigenten suchen kann.
1987
Mit dem Dreikönigsball beendet Jehle seine Dirigententätigkeit bei der Stadtkapelle Hausach. Bereits die nächste Probe findet unter der Leitung von Günter Belli statt.
Erstmals in der Geschichte der Stadtkapelle Hausach spielen Frauen und Mädchen in der Kapelle. Fortan ist das Bestehen der Kapelle ohne weibliche Mitglieder nicht mehr denkbar.
Um den auswärts studierenden und arbeitenden Musikern die Möglichkeit zu geben, öfter an den Musikproben teilzunehmen, wird die Musikprobe von Dienstag auf Freitagabend verlegt.
1988
Beteiligung am Wertungsspiel des Musikverbandes Kinzigtal in Haslach.
Ergebnis: 1.Rang mit Auszeichnung (Oberstufe)
Erweiterung des Proberaumes der Stadtkapelle im Untergeschoss der Stadthalle.
1993
175-jähriges Jubiläum der Stadtkapelle Hausach im Rahmen des Verbandsmusikfestes des Blasmusikverbandes Kinzigtal vom 24.06. - 28.06.1993. Die Stadtkapelle umfasst zu diesem Zeitpunkt 66 aktive Musikerinnen und Musiker.
1997
Mit einem Kirchenkonzert anstatt des traditionellen Frühjahrskonzertes beendet Stadtkapellmeister Günter Belli am 13.04.1997
seine 10-jährige Dirigententätigkeit und verabschiedet sich von der Stadtkapelle Hausach.
Nachfolger von Günter Belli wird der Freiburger Posaunist und Musikpädagoge Raphael Janz.
2018
200-jähriges Jubiläum der Stadtkapelle Hausach: „200 Jahre Jung“– unter diesem Motto feierte die Stadtkapelle Hausach ihren 200. Geburtstag mit einer Reihe von Veranstaltungen .
Das Jubiläum startete mit dem Jahreskonzert auf dem Klosterplatz. Es war eine musikalische Zeitreise und gleichzeitig Auftakt zu einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen, die in ein Festwochenende im Oktober mündete.
Mit einem Gala-Abend, einer Party-Nacht mit Allgäupower und einem Klassikkonzert mit dem Weltklasse Brassorchester German Brass feierte die Stadtkapelle Hausach dann im Oktober 2018 ihr 200-jähriges Bestehen.